Wie Hormonelle Verhütungsmittel deine Blutwerte beeinflussen

 

Wohl jede Frau, die hormonell verhütet, fragt sich früher oder später, welchen Einfluss die Hormone auf ihren Körper haben. Wie jedes andere Medikament greifen auch hormonelle Verhütungsmittel (Pille, Pflaster, Ringe, Spiralen, Implantate und Injektionen) in die regulären Funktionen deines Körpers ein. Einige Blutwerte können bei einem Bluttest daher außerhalb des Normbereichs liegen, was auf die Einnahme bzw. Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln zurückgeführt werden kann. Welche Blutwerte davon besonders häufig betroffen sind und wieso, erfährst du in diesem Blog. 

Es ist wichtig zu wissen, dass wir in diesem Blogbeitrag alle hormonellen Verhütungsmittel (Pillen, Pflaster, Ringe, Spiralen, Implantate und Injektionen) als orale Verhütungsmittel (OC, Englisch: oral contraceptives) bezeichnen, wie es auch in der wissenschaftlichen Fachliteratur üblich ist. Wir hoffen, dass dieser Blogbeitrag dir helfen wird, dich und deine Blutwerte besser zu verstehen.

Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass dieser Beitrag lediglich zur Aufklärung dient, sodass du die beste Entscheidungen für dich und deine Gesundheit treffen kannst. 💚

Übersicht 

  1. Ferritin
  2. Vitamin B12
  3. Folsäure
  4. Cortisol
  5. CRP & hsCRP
  6. SHBG
  7. Testosteron
  8. Fazit

 

1. Ferritin

Starten wir mit einer guten Nachricht: bei Frauen, die hormonell verhüten, konnten höhere Ferritinspiegel im Gegensatz zu Frauen, die nicht hormonell verhüten, beobachtet werden. Dies kann zum einen auf eine milder und weniger häufig ausfallende Menstruationsblutung zurückzuführen sein, zum anderen darauf, dass viele Präparate ca. 10-25mg Eisen enthalten. Es ist jedoch nicht genau bekannt, ob die Inhaltsstoffe der OC eventuell auch zu einer verbesserten Absorption oder Verstoffwechslung von Eisen führen. 

2. Vitamin B12

Vitamin B12 ist ein wichtiges essentielles Vitamin, welches unter anderem für die DNA- Bildung und die Zellteilung verantwortlich ist.

Die Anwendung von OC wird mit einem niedrigeren Vitamin B12 Serum Spiegel in Verbindung gebracht, selbst wenn die Aufnahme über die Ernährung oder über eine Supplementation reguliert wird. Forscher sind sich bis heute nicht sicher, ob OC eine Störung der B12- Absorption, der Speicherung oder der Wiederverwendung begünstigt.

Frauen, die OC anwenden, können erniedrigte B12 Serumwerte aufweisen und dennoch symptomlos bleiben. Wenn du dich überwiegend pflanzenbasiert ernährst und B12 für dich ein kritischer Nährstoff ist, solltest du deinen B12 Wert regelmäßig überprüfen lassen und bei Bedarf auf eine Supplementation mit Absprache deines Arztes zurückgreifen.

3. Folsäure

Eine umfassende Metaanalyse ergab, dass OC-Anwenderinnen deutlich niedrigere Folsäurespiegel im Blut aufwiesen als Nicht-OC-Anwenderinnen. Wie auch bei Vitamin B12, ist nicht genau bekannt, in welchen Mechanismus die Verhütungsmittel eingreifen. Die Art des verwendeten OC, die Dauer der OC-Anwendung, der Ausgangsfolatspiegel und der Ernährungszustand können jedoch die Verringerung des Folsäurespiegels im Blut noch verstärken.

Gerade für Schwangere im ersten Schwangerschaftsmonat stellt Folsäure ein kritischer Nährstoff dar. Auch nach Beendigung der Anwendung von OC kann dein Folsäurespiegel noch erniedrigt sein. Wenn du einen Kinderwunsch hast, lasse deine Blutwerte überprüfen und spreche mit deinem Arzt über eine Supplementation.

4. Cortisol

Die Anwendung von OC kann deinen Cortisolspiegel erhöhen. Dies ist auf eine Veränderung in den Nebennieren zurückzuführen. Diese unterdrücken während der Einnahme von OC die Produktion von Androgenen (Sexualhormone), so kann mehr Cortisol gebildet werden. Wenn du erhöhte Cortisolwerte hast, solltest du auch Änderungen deiner Lebensweise in Erwägung ziehen, wie z. B. mehr Schlaf, Stressabbau, Meditation oder Yoga und eine bedarfsdeckende Kalorienzufuhr, um deinen Cortisolspiegel zu senken. 

5. CRP & hsCRP

CRP und hsCRP sind Entzündungsmarker in deinem Blut. Erhöhte CRP und hsCRP-Werte werden auch mit der Anwendung von OC in Verbindung gebracht. Eine Entzündung als Folge der OC-Anwendung kann zu einer stärkeren Entzündungsreaktion auf körperliche Aktivität prädisponieren, insbesondere Sportler*innen sind hier betroffen. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Antioxidantien (Vitaminen A, C, E) und ungesättigten Fettsäuren ist, können dazu beitragen deine Entzündungswerte zu senken.

6. SHBG

SHBG (Sexualhormonbindendes Globulin) kann bei OC-Anwenderinnen um bis zu 400 % erhöht sein, denn SHBG bindet an Testosteron und verringert dessen Bioverfügbarkeit. Östrogene, wie sie in OCs enthalten sind, führen zu einem dosisabhängigen Anstieg der SHBG-Produktion in der Leber. Studien zeigen, dass der SHBG-Spitzenwert bereits drei Wochen nach Beginn der Einnahme von OC erreicht werden kann und anschließend ebenso schnell wieder abfällt, wenn die Einnahme beendet wird. Da der SHBG-Anstieg dosisabhängig ist, führen OC mit niedriger Östrogendosierung, wie die Hormonspirale, zu einem geringeren SHBG-Anstieg. Umgekehrt führen OC mit höherer Dosierung, wie das Pflaster und der Ring, zu größeren Anstiegen. SHBG ist ein guter Marker, um das Risiko für Venenthrombose und Blutgerinnsel zu bestimmen. 

7. Testosteron

Auch die Testosteronproduktion wird während der Einnahme von OC um bis zu 50% unterdrückt. Forscher vermuten, dass dieser Rückgang auf die Unterdrückung der Testosteronbildung in den Eierstöcken und den Nebennieren, sowie den erhöhten SHBG-Spiegel zurückzuführen ist. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Testosteron nicht nur für Männer wichtig ist, sondern auch für Frauen. Das Hormon wird für Energie, Muskel- und Knochengesundheit und für eine gesunde Libido benötigt. 

8. Fazit

  • OC haben einen positiven Effekt auf deinen Ferritinspiegel.
  • OC erhöhen deinen Cortisolspiegel, deine Entzündungswerte (hsCRP & CRP) und dein SHBG.
  • OC erniedrigen deine Folsäure-, B12- und Testosteronwerte.
  • Wir empfehlen regelmäßige Bluttests für Frauen, die OC verwenden. 

Quellen:

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